#Adventskalender – Türchen 22: Die Neubau-Lüge – Beispiel Gaswerksiedlung in Lichtenberg

Gaswerksiedlung

Gaswerksiedlung, Köpenicker Chaussee 21

Seit 2011 trichtert der Berliner Senat, unterstützt von einer wohlgefälligen Hofberichterstattung in den Lokalmedien, der Öffentlichkeit ein, dass nur durch Neubau preisgünstiger Wohnraum geschaffen werden könne – und dafür auch wertvolle Freiräume in den Kiezen dem jeweils erstbesten Immobilienspekulanten in den Rachen geworfen werden müssten.

Was der Senat in seinen wiederkehrenden Neubau-Predigten aber nie erwähnt ist, dass die landeseigenen Unternehmen seit Jahren systematisch vorhandenen günstigen Wohnraum in Bestandsbauten beseitigen oder verteuern, wo sie nur können.

Ein besonders absurdes Beispiel ist die sogenannte Gaswerksiedlung an der Köpenicker Chaussee im Bezirk Lichtenberg. Hier befinden sich über 100 Wohnungen, die größtenteils seit Jahren leer stehen bzw. durch Vattenfall mit Nachdruck entmietet werden, um dann in weitere überflüssige Büros umgebaut zu werden. Bezirk /Politik / Senat unterstützen das vorbehaltlos…

Diese historische Wohnsiedlung steht sogar unter Denkmalschutz, was aber auch das Bezirksamt Lichtenberg nicht davon abhält, die Aufgabe dieser Wohnungen politisch nach Kräften zu unterstützten – wieder mehr als einhundert preisgünstige Wohnungen weniger in Berlin, mit denen man den teuren Neubau von 100 Wohnungen andernorts legitimieren kann. Dass ein Großteil der Mieter die teuren Neubau-Mieten dann nicht mehr bezahlen kann, gibt den „Sozial“-Politikern dann wieder die Chance, immer mehr Berliner*innen in die Abhängigkeiten von Sozialbürokratien, dem Wohlwollen bzw. der Willkür der Wohnungszuweisung durch staatliche Stellen und landeseigene Wohnungsbau-Gesellschaften oder andere Formen der Bevormundung und Gängelung abzudrängen.

Die geplante Wohnungs-Beseitigung in der Gaswerksiedlung ist in Berlin aber keine Ausnahme, sondern Alltag. Weitere Beispiele sind die bis zu 1000 durch den Senat zum Abschuss/Abriss freigegebenen exzellenten Bestandswohnungen in der Wilhelmstraße in Mitte. Oder der erst durch die Änderung der Landesbauordnung durch den rot-roten Senat möglich gewordene Abriss von Teilen einer Wohnanlage an der Belforter/Saarbrücker Straße in Prenzlauer Berg – Wohnungen in gutem Zustand, die aktuell noch problemlos für unter 5€ nettokalt/qm vermietet werden könnten.

Dem Berliner Senat – egal in welcher Farbenkonstellation – ist es leider wichtiger, den Aufwertungs- und Verdrängungsboom auf dem Berliner Wohnungsmarkt weiter zu pushen, als preisgünstige Bestandswohnungen zu schützen. In Lichtenberg werden vom dortigen Bezirksamt sogar Bemühungen, nur temporäre Wohnnutzungen in den leer stehenden Wohnungen der Gaswerksiedlung zu ermöglichen, vehement abgelehnt.

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