Das ist unser Kiez! Online-Petition der Initiative Bizim Kiez gegen Verdrängung im Wrangelkiez

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Bizim Bakkal ist türkisch und heißt Unser Laden. Seit 28 Jahren betreibt Familie Çalışkan den kleinen Obst- und Gemüseladen in der Wrangelstraße 77 in Berlin Kreuzberg. Mittlerweile ist das Geschäft der letzte Familienbetrieb dieser Art im Kiez.

Im Jahr 2014 wurde das Haus in der Wrangelstraße 77 von einem Investor gekauft. Zu Beginn dieses Jahres kündigte die neue Eigentümerin, die eigens gegründete Wrangelstrasse 77 GmbH, Bizim Bakkal zum 30.09.2015. Auch die Wohnungen im Haus sollen „entmietet“, in hochpreisiges Eigentum aufgeteilt und weiterverkauft werden.

Das Aus des Ladens würde nicht nur die materielle Existenz einer Familie zerstören, die sich mit ihrer herzlichen Art um das Zusammenleben im Kiez sehr verdient gemacht hat. Für die Nachbarschaft ginge auch eine wichtige Anlaufstelle und ein Stück zu Hause verloren.

Der Fall Bizim Bakkal wird von den der Nachbarschaft als trauriger Höhepunkt einer ebenso rasanten wie zerstörerischen Entwicklung empfunden – Kreuzberg wird verhökert. In den letzten Jahren mussten schon viele der kleinen Geschäfte, die die Kieze so lebens- und liebenswert machen, auf den Tourismus ausgerichteten Restaurants oder Boutiquen weichen. Die Lage der Çalışkans ist damit beispielhaft für ein grundsätzliches Problem: Innerstädtischer Raum in Berlin und anderswo ist für Investoren und für viele Politiker vor allem Ware, seine Verwertung der wesentliche Motor der Entwicklungen. Während einige wenige mit dem Immobilienboom reicher werden, bedeutet er für viele die brutale Verdrängung.

Den Profitinteressen der Investoren sind vor allem im Fall der „Entmietung“ von Handwerksbetrieben oder kleinen Gewerbetreibenden keinerlei rechtliche Schranken gesetzt. Die Folgen für die Innenstädte sind gravierend: gewachsene, lebendige Strukturen werden unwiederbringlich zerstört. Diejenigen, deren jahrzehntelanges Schaffen ganz wesentlich zu der Lebensqualität geführt hat, mit der die Makler in ihren Prospekten werben, zählen zu den ersten Opfern einer rücksichtslosen Orientierung an der Rendite.

Diese Ungerechtigkeit nehmen wir nicht länger hin! Als Nachbar*innen haben wir uns zu der Initiative Bizim Kiez zusammengeschlossen. Wir stellen uns gegen den Ausverkauf der Innenstädte – in unserem Kiez und anderswo.

Unsere Bewegung hat nun einen ersten wichtigen Erfolg erzielt: die neue Eigentümerin hat am 01. Juli 2015 die Kündigung von Bizim Bakkal zurückgenommen. Die Absicht, die Wohnungen zu „entmieten“, besteht jedoch weiter. Wie lange Bizim Bakkal bleiben darf und zu welchen Bedingungen ist ebenfalls noch völlig offen. Wir befürchten, dass die Kündigung erneut ausgesprochen oder die Miete drastisch erhöht wird, sobald wir wegsehen.

Lasst uns deshalb weiter gemeinsam Druck aufbauen: Bizim Bakkal und die Mieter im Haus brauchen eine dauerhafte Perspektive. Schluss mit der Verdrängung des Kleingewerbes und dem Ausverkauf innenstädtischer Nachbarschaften – wir wollen bunte, partizipative und lebenswerte Innenstädte!

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